In der jüdischen mystischen Tradition, bekannt als Kabbala, ist Metatron eine mächtige und einflussreiche Gestalt. Metatron wird als der höchste der Engel und sogar als das höchste göttliche Wesen angesehen, das nur von Gott selbst übertroffen wird. Der Name „Metatron“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „der neben dem Thron Sitzende“, was auf seine einzigartige Stellung und Nähe zu Gott hinweist.
Metatron – von Mensch zu mächtiger Engel
Die Geschichte von Metatrons Transformation von einem menschlichen Wesen in einen erhabenen Engel ist ebenso faszinierend wie rätselhaft. In den jüdischen Überlieferungen wird Metatron als der mächtigste der Engel angesehen, der sogar über die anderen Erzengel herrscht. Seine Stellung und seine Autorität sind außergewöhnlich für einen Wesen, das einst ein sterblicher Mensch war.
Die Legenden besagen, dass Henoch, der als der Urvater aller Schreiber und Weisen galt, aufgrund seiner Weisheit und seiner Tugenden in den Himmel erhoben wurde. Dort angekommen, wurde er von Gott selbst in den Engel Metatron verwandelt und erhielt den ehrwürdigen Titel „Kleiner Jahwe“. Diese Bezeichnung spiegelt die hohe Stellung wider, die Metatron unter den Engeln innehat.
Metatron ist nicht nur ein mächtiger Engel, sondern gilt auch als der Hüter der göttlichen Geheimnisse und der himmlischen Archive. Er wird als der Schreiber der Tora betrachtet, der die Worte Gottes an Moses weitergab. Aufgrund dieser Rolle wird Metatron oft als der Lehrer und Führer der Menschheit angesehen.
Doch nicht nur in der jüdischen Tradition, sondern auch in anderen Glaubensrichtungen finden sich Spuren von Metatron. In der islamischen Mystik wird er als der „Geist Gottes“ verehrt, während er in der christlichen Kabbala als der „Engel des Bundes“ gilt. Diese unterschiedlichen Interpretationen zeugen von der Bedeutung und dem Einfluss, den Metatron auf verschiedene religiöse Traditionen hatte.
Weitere Aufgaben und Zuständigkeiten von Metatron
Metatron wird auch als der Engel des Bundes angesehen, der die Tora empfangen und an Moses weitergegeben hat. In dieser Rolle hat er die Aufgabe, die göttlichen Gesetze und Lehren an die Menschheit zu übermitteln. Er wird als der Hüter des Gesetzes und der Weisheit betrachtet, der die Menschen auf den rechten Weg führt.
Darüber hinaus wird Metatron oft mit der Erlösung und Vergebung in Verbindung gebracht. In einigen Überlieferungen heißt es, dass er die Aufgabe hat, die Gebete und Bitten der Menschen vor Gott zu bringen und für ihre Sünden Vergebung zu erbitten. In dieser Funktion verkörpert er die göttliche Barmherzigkeit und Gnade.
Metatron hat auch die Rolle des Wächters und Beschützers über die himmlischen Heerscharen. Er leitet und beaufsichtigt die Engel bei ihren Aufgaben und sorgt dafür, dass sie die Befehle Gottes gehorsam befolgen. In dieser Funktion wird er als der Befehlshaber der himmlischen Armee angesehen.
Zudem wird Metatron auch als der Engel der Präsenz oder der inneren Erleuchtung betrachtet. Er soll die Fähigkeit besitzen, die Seelen der Menschen zu erhellen und ihnen göttliche Erkenntnisse und Einsichten zu vermitteln. In dieser Rolle fungiert er als Wegweiser und spiritueller Mentor für diejenigen, die nach Erleuchtung und Weisheit streben.
Die umstrittene Verehrung des Metatron
Die Verehrung des Metatron war und ist in der jüdischen Tradition sehr umstritten. Obwohl er als der mächtigste aller Engel und Gottes rechte Hand galt, warnten viele Gelehrte davor, ihn wie eine Gottheit anzubeten. Dennoch wurde Metatron in einigen kabbalistischen Kreisen verehrt und mit göttlichen Attributen ausgestattet. Diese Praxis wurde von orthodoxen Juden als Häresie und Götzendienst angesehen, da sie gegen das Gebot des Monotheismus verstieß.
Einige Kabbalisten beteten Metatron direkt an, schrieben ihm die Schöpfung der Welt zu und nannten ihn „Kleinen Jahwe“. Sie erachteten ihn als eine Art Mittlerwesen zwischen Gott und den Menschen, das als Kanal für göttliche Offenbarungen dienen konnte. Gebete und Rituale wurden entwickelt, um Metatrons Gunst zu erlangen und sein Wohlwollen zu erbitten. Diese Praktiken wurden oft im Geheimen durchgeführt, da sie von den Rabbinern als Ketzerei verurteilt wurden.
Die Kontroverse um die Metatron-Verehrung spiegelt einen grundlegenden Konflikt in der jüdischen Mystik wider: den Wunsch, dem Transzendenten näher zu kommen, und die Angst, dabei in die Irre zu gehen und den einen Gott zu verleugnen. Während einige Kabbalisten Metatron als Vermittler zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen sahen, warnten andere vor der Gefahr, ihn zu vergöttlichen und somit den Kern des jüdischen Glaubens zu untergraben.